Updated: 23-Dec-2002 NATO Press Releases

Press
Release
(2002)127

22 Nov. 2002

Prager Gipfelerklärung

der Staats- und Regierungschefs
auf dem Treffen des Nordatlantikrats
in Prag, am 21. November 2002

  1. Wir, die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer der Nordatlantischen Allianz, sind heute zusammengekommen, um unsere Allianz zu erweitern und die NATO weiter zu stärken, um den ernsthaften neuen Bedrohungen und tief greifenden Sicherheitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen. Eng miteinander verbunden durch unsere gemeinsame Vision, wie sie im Washingtoner Vertrag konkrete Form erhielt, wollen wir die NATO einem Wandlungsprozess unterziehen - mit neuen Mitgliedern, neuen Verteidigungsfähigkeiten und neuen Beziehungen zu unseren Partnern. Wir stehen fest in unserem Bekenntnis zur transatlantischen Bindung, zu den grundlegenden Sicherheitsaufgaben der NATO, einschließlich der kollektiven Verteidigung, zu unseren gemeinsamen demokratischen Werten und zur Charta der Vereinten Nationen.
  2. Heute haben wir die Entscheidung getroffen, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien zur Aufnahme von Beitrittsgesprächen über die Mitgliedschaft in unserer Allianz einzuladen. Wir sprechen ihnen zu diesem historischen Anlass, der so passend in Prag stattfindet, unsere Glückwünsche aus. Durch den Beitritt dieser neuen Mitglieder wird die Sicherheit für alle im euro-atlantischen Raum gefestigt und ein Beitrag zur Verwirklichung unserer gemeinsamen Zielsetzung eines ungeteilten und freien Europas geleistet, das in Frieden und durch gemeinsame Werte vereint ist. Die Tür zur NATO bleibt für europäische Demokratien offen, die willens und in der Lage sind, die Verantwortungen und Pflichten der Mitgliedschaft in Übereinstimmung mit Artikel 10 des Washingtoner Vertrags zu übernehmen.
  3. Vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 und unserer anschließenden Entscheidung zur Verkündung von Artikel 5 des Washingtoner Vertrags haben wir ein umfassendes Maßnahmenpaket auf der Grundlage des Strategischen Konzepts der NATO gebilligt, um unsere Fähigkeit zu stärken, den Herausforderungen für die Sicherheit unserer Streitkräfte, unserer Bevölkerung und unseres Territoriums zu begegnen, aus welcher Richtung diese Herausforderungen auch kommen mögen. Durch die heutigen Entscheidungen werden ausgewogene und effektive Fähigkeiten in der Allianz bereitgestellt, damit die NATO das volle Spektrum ihrer Aufgaben besser erfüllen und kollektiv auf diese Herausforderungen reagieren kann, auch auf die Bedrohung, die vom Terrorismus sowie der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und ihrer Trägermittel ausgeht.
  4. Wir unterstreichen, dass unsere Anstrengungen zur Umgestaltung und Anpassung der NATO von keinem Land und keiner Organisation als eine Bedrohung anzusehen sind, sondern vielmehr als Zeichen unserer Entschlossenheit, unsere Bevölkerung, unser Territorium und unsere Streitkräfte vor jedem bewaffneten Angriff zu schützen, der aus dem Ausland geführt wird, auch vor Terroranschlägen. Wir sind entschlossen, vor jedem gegen uns gerichteten Angriff abzuschrecken, solche Angriffe zu unterbinden und uns dagegen zu verteidigen und zu schützen, und zwar in Übereinstimmung mit dem Washingtoner Vertrag und der Charta der Vereinten Nationen. Um das volle Spektrum ihrer Aufgaben zu erfüllen, muss die NATO in der Lage sein, Streitkräfte einzusetzen, die schnell dorthin verlegt werden können, wo sie nach Entscheidung durch den Nordatlantikrat benötigt werden und die Fähigkeit besitzen, Operationen über Zeit und Raum zu führen - auch in einem potentiellen nuklearen, biologischen und chemischen Bedrohungsumfeld - und ihre Ziele zu erreichen. Einsatzstarke militärische Kräfte, als essentieller Teil unserer gesamtpolitischen Strategie, sind von entscheidender Wichtigkeit, um die Freiheit und Sicherheit unserer Bevölkerung zu gewährleisten und zu Frieden und Sicherheit im euro-atlantischen Raum beizutragen. Wir haben daher folgende Entscheidungen getroffen:
    1. Schaffung von NATO-Reaktionskräften (NATO Response Force – NRF), die sich aus hochmodernen, flexiblen, dislozierbaren, zur Interoperabilität tauglichen und durchhaltefähigen Truppenteilen zusammensetzen, die Land-, See- und Luftkontingente umfassen und bereitstehen, um nach Entscheidung durch den Rat schnell dorthin zu verlegen, wo sie benötigt werden. Die NATO-Reaktionskräfte werden auch die schwerpunktmäßige Förderung von Verbesserungen der militärischen Fähigkeiten der Allianz mit bestimmen. Wir haben Weisungen zur Entwicklung eines umfassenden Konzepts für solche Kräfte erteilt, die die erste Stufe ihrer Einsatzfähigkeit sobald wie möglich, aber bis spätestens Oktober 2004 und ihre volle Einsatzfähigkeit bis spätestens Oktober 2006 erreichen sollen; wir haben den Auftrag erteilt, den Verteidigungsministern im Frühjahr des Jahres 2003 hierüber zu berichten. Die Arbeiten zu den NATO-Reaktionskräften und die entsprechende Arbeit im Rahmen des Planziels der EU sollten sich gegenseitig stärken und der Autonomie beider Organisationen Rechnung tragen.
    2. Straffung der militärischen Führungsvorkehrungen der NATO. Wir haben den Bericht der Verteidigungsminister gebilligt, der den Rahmen für eine schlankere, effizientere und besser dislozierbare Kommandostruktur vorgibt, um die operativen Voraussetzungen für das volle Spektrum der Allianzaufgaben zu schaffen. Sie stützt sich auf das vereinbarte Dokument der Militärischen Mindestforderungen für die Führungsvorkehrungen der Allianz. Die Struktur wird die transatlantische Bindung stärken, zu einer bedeutenden Reduzierung der Zahl der Hauptquartiere sowie der kombinierten Luftangriffs- und Luftverteidigungsgefechtsstände führen und die Umgestaltung unserer militärischen Fähigkeiten fördern. Sie wird zwei strategische Kommandos (Strategic Commands) umfassen – eines für operationelle und eines für funktionelle Aufgaben. Das strategische Kommando für Operationen, mit dem Hauptquartier in Europa (Belgien) wird von zwei Gemeinsamen Streitkräftekommandos (Joint Force Commands) unterstützt, die in der Lage sind, ein Hauptquartier für ein landgestütztes alliiertes Streitkräftekommando (Combined Joint Task Force – CJTF) sowie ein robustes, jedoch kleineres ständiges gemeinsames Hauptquartier aufzustellen, aus dem ein seegestütztes CJTF-Hauptquartier hergestellt werden kann; ferner Land-, See- und Luftkontingente. Das für die Fragen der Umgestaltung verantwortliche strategische Kommando, mit dem Hauptquartier in den Vereinigten Staaten und einer Präsenz in Europa, wird für die weitere Umgestaltung der militärischen Fähigkeiten und die Förderung der Interoperabilität der NATO-Streitkräfte, wo angezeigt im Zusammenwirken mit dem Alliierten Kommando für Operationen, verantwortlich sein. Wir haben dem Rat und dem Verteidigungsplanungsausschuss die Weisung erteilt, unter Berücksichtigung der Arbeit durch die Militärbehörden der NATO und der objektiven militärischen Kriterien, die Detailarbeiten an der Struktur zum Abschluss zu bringen, einschließlich geografischer Standorte der Hauptquartiere und anderer Strukturelemente, damit die Verteidigungsminister im Juni 2003 die endgültigen Entscheidungen treffen können.
    3. Billigung der Prager Verpflichtung zu Verteidigungsfähigkeiten als Teil der laufenden Anstrengungen der NATO zur Verbesserung und Entwicklung militärischer Fähigkeiten zur modernen Operationsführung in einem hohen Bedrohungsumfeld. Einzelne Bündnismitglieder haben feste und spezifische politische Verpflichtungen übernommen, um ihre Fähigkeiten in den folgenden Bereichen zu verbessern: in der Abwehr gegen chemische, biologische, radiologische und nukleare Waffen; in der Aufklärung, Überwachung und Zielerfassung; in der Luft-Boden-Überwachung; in Führungs- und Kommunikationssystemen; in der Wirksamkeit im Einsatz, einschließlich präzisionsgelenkter Munition und der Systeme zur Ausschaltung gegnerischer Luftverteidigungssysteme; im strategischen Luft- und Seetransport; in der Luftbetankung; und in Bezug auf verlegefähige Einsatzunterstützungs- und Logistikeinheiten. Unsere Anstrengungen zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeiten durch die Prager Verpflichtung sowie die Anstrengungen der Europäischen Union zum Ausbau europäischer Fähigkeiten durch den "Europäischen Aktionsplan zu den Fähigkeiten" sollten sich gegenseitig verstärken, dabei der Autonomie beider Organisationen Rechnung tragen und im Geiste der Offenheit stattfinden.
    4. Wir werden alle Aspekte unserer Prager Verpflichtung zu Verteidigungsfähigkeiten so schnell wie möglich umsetzen. Wir werden die erforderlichen Schritte unternehmen, um Verteidigungsfähigkeiten in den Bereichen zu verbessern, in denen fortbestehende Mängel identifiziert worden sind. Solche Schritte könnten multinationale Anstrengungen, die Spezialisierung auf Rollen und die Umschichtung von Prioritäten umfassen; dabei stellen wir fest, dass in vielen Fällen zusätzliche Finanzmittel erforderlich sein werden, wo angezeigt vorbehaltlich der parlamentarischen Billigung. Wir wollen energisch weiter Fähigkeitsverbesserungen anstreben. Wir haben dem Ständigen Rat die Weisung erteilt, den Verteidigungsministern über die Umsetzung zu berichten.

    5. Billigung des vereinbarten militärischen Konzepts für die Verteidigung gegen den Terrorismus. Das Konzept ist Teil eines Maßnahmenpakets zur Stärkung der NATO-Fähigkeiten in diesem Bereich und schließt auch Verbesserungen im Austausch nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und in den Vorkehrungen zur Krisenreaktion ein.
    6. Der Terrorismus, den wir kategorisch verwerfen und in all seinen Erscheinungsformen verurteilen, stellt eine ernsthafte und wachsende Bedrohung für die Bevölkerung, die Streitkräfte und das Territorium des Bündnisses sowie die internationale Sicherheit dar. Wir sind entschlossen, dieses Übel so lange wie nötig zu bekämpfen. Um gegen den Terrorismus wirksam vorgehen zu können, muss unsere Reaktion vielschichtig und umfassend sein.

      Wir engagieren uns im Zusammenwirken mit unseren Partnern zur vollständigen Umsetzung des Aktionsplans der Zivilen Notfallplanung, um den zivilen Sektor auf mögliche Angriffe mit chemischen, biologischen oder radiologischen Kampfstoffen gegen die Bevölkerung besser vorzubereiten. Wir werden unsere Fähigkeit ausbauen, um auf entsprechendes Ersuchen nationaler Behörden Unterstützung leisten zu können und ihnen dabei zu helfen, die Folgen von Terroranschlägen, einschließlich chemischer, biologischer, radiologischer und nuklearer Angriffe gegen kritische Infrastruktureinrichtungen zu beheben, wie im Aktionsplan der Zivilen Notfallplanung vorgesehen.

    7. Billigung der Umsetzung der nachstehenden fünf Initiativen für die Verteidigung gegen nukleare, biologische und chemische Waffen, um so die Verteidigungsfähigkeiten der Allianz gegen Massenvernichtungswaffen zu erweitern: ein verlegefähiges ABC-Abwehr-Analyse-Labor als Prototyp; ein Team zur Reaktion auf ABC-Vorfälle als Truppenversuchsmodell; ein virtuelles "Centre of Excellence" als Schaltstelle für die ABC-Abwehr; NATO-Lagerbestände zur B- und C-Waffen-Abwehr; und ein Überwachungssystem für Erkrankungen. Wir bekräftigen unser Engagement, unsere ABC-Abwehrmöglichkeiten zügig auszubauen und zu verbessern.
    8. Verstärkung unserer Fähigkeiten zur Verteidigung gegen Software-Angriffe.
    9. Prüfung von Optionen zur effektiven und effizienten Begegnung der wachsenden Raketenbedrohung für das Territorium, die Streitkräfte und Bevölkerungszentren des Bündnisses, und zwar durch politische und verteidigungspolitische Anstrengungen im geeigneten Mischverhältnis, im Zusammenwirken mit der Abschreckung. Wir haben heute eine neue Durchführbarkeitsstudie für die Raketenabwehr der NATO auf den Weg gebracht, um Optionen für den Schutz des Territoriums, der Streitkräfte und der Bevölkerungszentren des Bündnisses gegen das volle Spektrum der Raketenbedrohungen zu untersuchen; wir werden diese Studie weiter bewerten. Unsere Anstrengungen in dieser Hinsicht werden dem Grundsatz der Unteilbarkeit der Sicherheit der Bündnispartner entsprechen. Wir unterstützen die Erweiterung der Rolle des Zentrums für Massenvernichtungswaffen im Internationalen Stab, um die Arbeit der Allianz zur Begegnung dieser Bedrohung zu unterstützen.
  5. Wir bekräftigen einmal mehr, dass Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung einen essentiellen Beitrag dazu leisten, die Weiterverbreitung und den Einsatz von Massenvernichtungswaffen und ihrer Trägersysteme zu verhindern. Wir unterstreichen die Wichtigkeit der Einhaltung und Stärkung bestehender multilateraler Nichtverbreitungs- und Exportkontrollregime sowie internationaler Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträge.

  6. Die Aufnahme Bulgariens, Estlands, Lettlands, Litauens, Rumäniens, der Slowakei und Sloweniens als neue Mitglieder wird die Fähigkeit der NATO steigern, die Herausforderungen zu meistern, die sich ihr heute und in Zukunft stellen. Diese Länder haben ihr Bekenntnis zu den grundlegenden Prinzipien und Werten nach Maßgabe des Washingtoner Vertrages unter Beweis gestellt sowie die Fähigkeit, zum vollem Spektrum der Allianzaufgaben beizutragen, einschließlich der kollektiven Verteidigung, und sie haben ihren festen Vorsatz bekundet, zu Stabilität und Sicherheit beitragen zu wollen, besonders in Krisen- und Konfliktregionen. Wir werden die Beitrittsgespräche unverzüglich aufnehmen, mit der Zielsetzung, die Beitrittsprotokolle bis Ende März 2003 zu unterzeichnen und den Ratifikationsprozess so rechtzeitig zum Abschluss zu bringen, dass diese Länder unserem Bündnis spätestens auf unserem Gipfeltreffen im Mai 2004 beitreten können. In der Zeit bis zum Beitritt wird die Allianz die eingeladenen Länder so weit wie möglich in Aktivitäten des Bündnisses einbeziehen. Wir sagen ihnen unsere weitere Hilfe und Unterstützung zu, unter anderem auch durch den Aktionsplan zur Mitgliedschaft. Mit Interesse sehen wir der Vorlage des Zeitplans der eingeladenen Länder für die Durchführung von Reformen entgegen, die erwartungsgemäß zu weiteren Fortschritten vor und nach dem Beitritt führen werden, um den Beitrag dieser Länder zur Allianz noch weiter zu steigern.
  7. Wir würdigen Albaniens bedeutende Reformfortschritte, seine konstruktive Rolle zur Förderung der regionalen Stabilität und seine tatkräftige Unterstützung des Bündnisses. Wir würdigen die bedeutenden Fortschritte, die die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien1 in ihrem Reformprozess erzielt hat und ihre tatkräftige Unterstützung von Bündnisoperationen sowie die wichtigen Schritte, die sie unternommen hat, um ihre internen Herausforderungen zu bewältigen sowie Demokratie, Stabilität und ethnische Aussöhnung zu fördern. Wir werden beiden Ländern weiter helfen, auch durch den Aktionsplan zur Mitgliedschaft, um Stabilität, Sicherheit und Aufschwung zu verwirklichen, damit sie die Pflichten der Mitgliedschaft erfüllen können. In diesem Zusammenhang sind wir auch übereingekommen, unsere Fähigkeiten zu verbessern, um zu den weiteren Reformen in Albanien beizutragen und die Reformen im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien durch die NATO-Präsenz weiter zu unterstützen. Wir ermutigen beide Länder, ihre Reformanstrengungen zu verdoppeln. Sie finden bei der Überlegung über eine zukünftige Mitgliedschaft weiter Berücksichtigung.
  8. Kroatien, das ermutigende Reformfortschritte erzielt hat, wird bei den Überlegungen über eine zukünftige Mitgliedschaft ebenfalls Berücksichtigung finden. Die Fortschritte dazu werden von den weiteren Reformbemühungen Kroatiens und der Erfüllung aller seiner internationalen Verpflichtungen, auch gegenüber dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (IStGhJ), abhängen.

    Der Aktionsplan zur Mitgliedschaft wird auch in Zukunft als Instrument dienen, um die Fortschritte der beitrittswilligen Länder ständig zu überprüfen. Die heute eingeladenen Länder werden nicht die letzten sein.

  9. Der Euro-atlantische Partnerschaftsrat (EAPR) und die Partnerschaft für den Frieden (PfP) haben Sicherheit und Stabilität im gesamten euro-atlantischen Raum in hohem Maße gefestigt. Wir haben heute die Entscheidung getroffen, unsere Zusammenarbeit mit den EAPR/PfP-Ländern weiter zu verbessern. Unser politischer Dialog wird gestärkt und die Mitglieder des Bündnisses werden in Abstimmung mit Partnern, soweit wie möglich und wo angezeigt, die Einbeziehung von Partnern in die Planung, Durchführung und Aufsicht über diejenigen Aktivitäten und Projekte erhöhen, an denen sie sich beteiligen und zu denen sie beitragen. Wir haben neue praktische Mechanismen eingeführt, so zum Beispiel individuelle Aktionspläne zur Partnerschaft, durch die ein umfassender, maßgerechter und differenzierter Ansatz zur Partnerschaft sichergestellt und die Unterstützung der Reformanstrengungen von Partnern ermöglicht werden. Wir ermutigen Partner, einschließlich der Länder in den strategisch wichtigen Regionen Kaukasus und Zentralasien, diese Mechanismen zu nutzen. Wir begrüßen die Entschlossenheit von Partnern, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Terrorismus zu bekämpfen, unter anderem auch durch den Partnerschafts-Aktionsplan gegen den Terrorismus. Wir werden darüber hinaus die Interoperabilität sowie verteidigungsbezogene Aktivitäten, die das Kernstück unserer Partnerschaft bilden, weiter steigern. Die Beteiligung an der Partnerschaft für den Frieden und im Euro-atlantischen Partnerschaftsrat könnte in Zukunft weiter ausgeweitet werden und die Bundesrepublik Jugoslawien sowie Bosnien und Herzegowina einbeziehen, sobald die erforderlichen Fortschritte erzielt worden sind, einschließlich der uneingeschränkten Zusammenarbeit mit dem IStGhJ.
  10. Wir begrüßen die bedeutenden Leistungen des NATO-Russland-Rats seit dem historischen Gipfeltreffen der NATO und Russlands in Rom. Wir haben unsere Beziehung zum Nutzen aller Völker im euro-atlantischen Raum vertieft. Die Mitgliedstaaten der NATO und Russland arbeiten im NATO-Russland-Rat als gleichberechtigte Partner zusammen und erzielen Fortschritte in verschiedenen Bereichen, wie der Friedenserhaltung, der Verteidigungsreform, der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen, im Such- und Rettungsdienst, in der Zivilen Notfallplanung, in der taktischen Raketenabwehr sowie im Kampf gegen den Terrorismus, zur Verwirklichung unseres gemeinsamen Ziels eines stabilen, friedlichen und ungeteilten Europas. In Übereinstimmung mit der Grundakte und der Erklärung von Rom sind wir entschlossen, unsere Zusammenarbeit mit Russland weiter zu intensivieren und auszubauen.
  11. Wir setzen uns weiter für eine starke Beziehung zwischen der NATO und der Ukraine im Rahmen der Charta für eine ausgeprägte Partnerschaft ein. Wir nehmen die Entschlossenheit der Ukraine zur Kenntnis, die vollständige euro-atlantische Integration weiter anzustreben und ermutigen die Ukraine, alle erforderlichen Reformen, einschließlich der Durchsetzung der Exportkontrollen, umzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen. Der neue Aktionsplan, den wir zusammen mit der Ukraine annehmen, ist ein Schritt nach vorn; er stellt politische, wirtschaftliche, militärische und andere Reformbereiche heraus, in denen die Ukraine weitere Fortschritte erzielen muss und in denen die NATO auch in Zukunft Unterstützung leisten wird. Weitere Fortschritte zur Vertiefung und Erweiterung unserer Beziehung setzt das unmissverständliche Bekenntnis der Ukraine zu den Werten der euro-atlantischen Gemeinschaft voraus.
  12. Wir bekräftigen, dass die Sicherheit in Europa eng mit der Sicherheit und Stabilität im Mittelmeerraum verknüpft ist. Wir beschließen daher, die politischen und praktischen Dimensionen unseres Mittelmeerdialogs als einen festen Bestandteil des Sicherheits-Kooperationsansatzes der Allianz substantiell zu verbessern. Dazu regen wir die Intensivierung der praktischen Zusammenarbeit und das effektive Zusammenwirken in gemeinsam interessierenden Sicherheitsfragen an, wo angezeigt auch in terrorismusbezogenen Fragen, einem Bereich, in dem die NATO besonders wertvolle Beiträge leisten kann. Wir bekräftigen, dass der Mittelmeerdialog und andere internationale Anstrengungen, einschließlich des EU-Barcelona-Prozesses, komplementär sind und sich gegenseitig stärken.
  13. Die NATO und die Europäische Union haben gemeinsame strategische Interessen. Wir treten weiter nachdrücklich für die Entscheidungen ein, die auf dem Washingtoner Gipfel und späteren Ministertreffen gefällt worden sind, um die Zusammenarbeit zwischen der NATO und der EU zu erweitern. Der Erfolg unserer Zusammenarbeit wird durch unsere konzertierten Anstrengungen auf dem Balkan im Rahmen der Wiederherstellung des Friedens und der Schaffung der Voraussetzungen für gedeihliche und demokratische Gesellschaften deutlich. Die Ereignisse am und seit dem 11. September 2001 haben die Wichtigkeit größerer Transparenz und Zusammenarbeit zwischen unseren zwei Organisationen in gemeinsam interessierenden Fragen der Sicherheit, Verteidigung und des Krisenmanagement noch stärker aufgezeigt, um auf Krisen mit den geeignetsten militärischen Möglichkeiten reagieren und ein effektives Krisenmanagement sicherzustellen zu können. Wir engagieren uns weiter für die Erzielung der erforderlichen Fortschritte in allen verschiedenen Aspekten unserer Beziehung und weisen auf die Notwendigkeit hin, für alle Bündnispartner in der Frage der Beteiligung der nicht zur EU gehörenden europäischen NATO-Länder zufriedenstellende Lösungen zu finden, um eine echte strategische Partnerschaft zu erzielen.
  14. Um Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum weiter zu fördern, wird die NATO ihre fruchtbare und enge Zusammenarbeit mit der OSZE weiter entwickeln, und zwar in den komplementären Bereichen der Konfliktprävention, im Krisenmanagement und in der Konfliktnachsorge.
  15. Die Allianz spielt eine entscheidende Rolle in der Wiederherstellung eines sicheren Umfelds in Südosteuropa. Wir bekräftigen unsere Bereitschaft zur Unterstützung der territorialen Integrität und Souveränität aller Länder in dieser strategisch wichtigen Region. Wir werden unsere Zusammenarbeit mit unseren Partnern im Rahmen von SFOR und KFOR, der Vereinten Nationen, der Europäischen Union, der OSZE und anderer internationaler Organisationen fortführen, um beim Aufbau eines friedlichen, stabilen und demokratischen Südosteuropas mitzuhelfen, in dem alle Länder den Reformprozess selbst in die Hand nehmen und in die euro-atlantischen Strukturen integriert sind. Wir sind weiter entschlossen, diese Zielsetzung Wirklichkeit werden zu lassen. Wir erwarten von den Ländern der Region, dass sie den Aufbau dauerhafter multi-ethnischer Demokratien fortführen, das organisierte Verbrechen und die Korruption ausmerzen und die Rechtstaatlichkeit fest verankern; dass sie regional miteinander zusammenarbeiten; und dass sie ihren internationalen Verpflichtungen in vollem Umfang gerecht werden, auch indem sie die vom IStGhJ wegen Kriegsverbrechen angeklagten Personen der Gerichtsbarkeit in Den Haag überstellen. Die Reformfortschritte, die diese Länder machen, werden das Tempo ihrer Integration in euro-atlantische Strukturen bestimmen. Wir bestätigen, dass wir in der Region weiterhin präsent sein werden und bereit sind, diesen Ländern in der Region durch individuelle Unterstützungsprogramme zu helfen, damit sie die bereits erzielten Fortschritte fortführen können. Im Lichte weiterer Fortschritte und der Beurteilung der vorherrschenden Sicherheitslage und der politischen Gegebenheiten werden wir Optionen zur weiteren Rationalisierung und Umstrukturierung unserer Kräfte unter Berücksichtigung eines regionalen Ansatzes prüfen. Wir begrüßen den erfolgreichen Abschluss der Operation "Amber Fox" in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien. Wir sind übereingekommen, ab dem 15. Dezember für eine begrenzte Zeit eine NATO-Präsenz zu erhalten, um zur weiteren Stabilisierung beizutragen; wir werden diese Präsenz im Lichte der weiteren Entwicklung der Lage überprüfen. Wir nehmen die Erklärung der EU zur Kenntnis, die militärische Operation in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien unter geeigneten Voraussetzungen übernehmen zu wollen.
  16. Mitgliedsländer der NATO sind dem Aufruf des VN-Sicherheitsrats gefolgt, der afghanischen Regierung bei der Wiederherstellung eines sicheren Umfelds in und um Kabul zu helfen. Ihre Soldaten bilden das Rückgrat der internationalen Streitkräfte zur Förderung der Sicherheit in Afghanistan (International Security Assistance Force in Afghanistan - ISAF). Wir anerkennen den aufeinanderfolgenden Beitrag des Vereinigten Königsreichs und der Türkei als ISAF-Führungsnationen und begrüßen die Bereitschaft Deutschlands und der Niederlande, gemeinsam die Nachfolge anzutreten. Die NATO ist übereingekommen, die nachfolgenden Führungsnationen in selektiven Bereichen zu unterstützen und so unser weiteres Engagement unter Beweis zu stellen. Die Verantwortung für Sicherheit sowie Recht und Ordnung in ganz Afghanistan liegt jedoch beim afghanischen Volk selbst.
  17. Wir treten weiter für den KSE-Vertrag ein und bekräftigen unser Festhalten am baldigen Inkrafttreten des angepassten Vertrags. Das KSE-Regime leistet einen grundlegenden Beitrag zu mehr Sicherheit und Integration in Europa. Wir begrüßen den Ansatz derjenigen Nicht-KSE-Länder, die ihre Absicht erklärt haben, mit seinem Inkrafttreten um Beitritt zum angepassten KSE-Vertrag zu ersuchen. Ihr Beitritt wäre ein wichtiger weiterer Beitrag zur Stabilität und Sicherheit in Europa. Wir begrüßen die wichtigen Ergebnisse der Anstrengungen Russlands, Streitkräfte im Vertragsgebiet gemäß Artikel 5 des Vertragswerks auf vereinbarte Obergrenzen zu reduzieren. Wir drängen auf die zügige Erfüllung der noch ausstehenden Istanbuler Verpflichtungen in Bezug auf Georgien und Moldau, die die Voraussetzungen dafür schaffen werden, dass die Mitglieder des Bündnisses und andere Vertragsstaaten die Ratifikation des angepassten KSE-Vertrags weiterführen können.
  18. Im Rahmen der Umgestaltung der NATO haben wir ein Maßnahmenpaket gebilligt, um die Effizienz und Effektivität in der Organisation des Hauptquartiers zu verbessern. Die NATO-Plus-Initiative zu personellen Ressourcen ergänzt diese Anstrengung. Wir wollen individuell und kollektiv auch weiterhin die Ressourcen bereitstellen, die erforderlich sind, um unser Bündnis in die Lage zu versetzen, die ihm von uns gestellten Aufgaben zu erfüllen.
  19. Wir begrüßen die Rolle der parlamentarischen Versammlung der NATO als Ergänzung der NATO-Anstrengungen, Stabilität auf ganz Europa auszudehnen. Wir würdigen auch den Beitrag, den die Vereinigung Atlantischer Gesellschaften leistet, um in unserer Öffentlichkeit ein besseres Verständnis der Allianz und ihrer Ziele zu fördern.
  20. Wir sprechen der Regierung der Tschechischen Republik unseren aufrichtigen Dank für ihre großzügige Gastfreundschaft aus.
  21. Unser Gipfeltreffen zeigt, dass die europäischen und nordamerikanischen Bündnispartner, die durch die Geschichte und gemeinsame Werte bereits eng miteinander verbunden sind, auch in Zukunft eine Gemeinschaft sein werden, die entschlossen und dazu befähigt ist, unser Territorium, unsere Bevölkerung und unsere Streitkräfte gegen alle Bedrohungen und Herausforderungen zu verteidigen. Seit über fünfzig Jahren verteidigt die NATO Frieden, Demokratie und Sicherheit im euro-atlantischen Raum. Die Verpflichtungen, die wir hier in Prag übernommen haben, werden dafür Sorge tragen, dass das Bündnis dieselbe entscheidende Rolle auch in Zukunft spielen wird.

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