(Keine Wahl; 01-03; S.4)
Vielleicht ließe sich so auch die mittlerweile
als konstant anzunehmende Parteien- und Politikerverdrossenheit
überwinden. Man stelle sich vor, die "Sonntagsfrage"
lautete nicht mehr: "Welcher Partei trauen sie die meisten
Kompetenzen im Bereich ... zu?", sondern: "Welchem Kandidaten
ihres Wahlkreises trauen sie die meisten Kompetenzen im Bereich
... zu?".
- Wie ausgeführt, sollen die Parteien nicht bedeutungslos werden,
sie werden durchaus z.B. auch dafür gebraucht, um eine funktionale
Arbeitsteilung zu ermöglichen: es kann nicht jeder Abgeordnete
alle Themenbereiche gleich gut beherrschen. An die neue Sonntagsfrage
könnte sich daher durchaus anschließen: "Stimmt die Haltung
des Abgeordneten mit der einer Partei überein und falls ja, welcher?".
Somit kann die Umwandlung des Wahlsystems zu
einem relativer Mehrheitswahlen in den jeweiligen Wahlkreisen
eher Effizienzverluste in Form von "Klüngel" und Proporz-
und Fraktionszwangsdenken vermeiden als z.B. die Reduzierung von
Parlamentssitzen oder sogar von ganzen Bundesländern - der Föderalismus
ist aufgrund jüngster Entscheidungen im Bundesrat wieder einmal
als vermeintliches Übel ausgemacht worden.
Zudem wird ein solches Wahlsystem dem Ideal demokratischer Repräsentation
eher gerecht und entfernt sich nicht davon, wie es z.B. die eben
angesprochenen Maßnahmen bewirkten.
(Ende des Artikels)