(Gebildet; 05-03; S.3)
Vergleicht man die verschiedenen Abschlussquoten,
so ergibt sich folgendes Bild:
• ungefähr 10% aller Schüler verlassen die Schule ohne, ca. 60%
mit einem mittleren Abschluss und ca. 30% mit dem Abitur;
• über eine abgeschlossene Lehre oder Fachausbildung verfügt ca.
die Hälfte aller Erwerbstätigen, weitere 15% verfügen über eine
höhere Berufsausbildung z.B. in Form eines Meisterbriefes oder
eines Fachhochschulabschlusses und ca. 10% über einen Hochschulabschluss.
Diese Ergebnisse sind nicht weiter verwunderlich,
entsprechen sie doch den wirtschaftlichen Notwendigkeiten eines
entwickelten Industrie- und Dienstleistungslandes.
Betrachtet man jedoch die schichtspezifischen Ausbildungsmuster,
so ergeben sich über die Jahre erstaunliche Kontinuitäten: je
höher der Abschluss desto dominierender der Anteil von Kindern
höherer Berufs- und damit wiederum Bildungsschichten.
R. Geißler stellt hierbei das Wirken eines "sozialen
Filters" fest: "Ein Teil der sozialen Auslese
hängt also mit Leistungsunterschieden zwischen Kindern aus verschiedenen
Schichten zusammen; aber für beide Gesellschaften [ost- und westdeutsche;
Anm. der Red.] gilt auch, dass das manifeste Leistungspotenzial
der Kinder aus den unteren Schichten nicht voll ausgeschöpft wird."
(ebd., S.356)
Dieser sei erst auf der Ebene der Hochschulausbildung nicht länger
wirksam, wenn dort auch ökonomische Zwänge zu Lasten unterer Schichten
wirkten (vgl. ebd., S. 357).
In Anschluss an den Soziologen Pierre Bourdieu
erklärt R. Geißler die (Kontinuität) gesellschaftliche(r) Stellung
anhand zweier Faktoren, der Verfügung über "Bildungskapital"
bzw. "capital scolaire" sowie über "geerbtes
kulturelles Kapital" bzw. "capital culturel
hérité". Letzteres umschreibt nun weniger die Eingebundenheit
in Seilschaften als vielmehr schichtspezifische Sozialisationsmuster
und somit Verhaltensweisen.
- Neben schon genannten tatsächlich feststellbaren - und plausibel
erklärbaren - Leistungsunterschieden sind es also verstecktere
Formen der sozialen Abgrenzung, die schichtspezifisch über Karrieren
entscheiden und dabei Kontinuitäten hervorrufen.
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