(Manipulation; 10-03; S.3)
Rhetorik
Neben dieser allgemeinen Verhaltensweise bedienen
sich Politikverkäufer auch der Redekunst, wenn es darum geht,
sich bzw. ihre Politik darzustellen. Drei immer beliebte Methoden
seien im Folgenden skizziert: die Wundertüte, die falsche Fährte
und die Expertise.
Die Wundertüte
Ein beliebtes Mittel, auf Nachfragen nach eigenen
Konzepten zu reagieren ist das Anbieten der Wundertüte.
Wortreich wird das Konzept des Gegners verurteilt, dabei der Eindruck
des Polemischen sorgsam vermieden und Seriosität suggeriert. Das
eigene Konzept – sofern der Sendeplan noch Zeit für Nachfragen
lässt – wird eher generell dargestellt und auf jeden Fall darauf
verwiesen, dass man es besser machen würde.
Nicht ganz aufgegangen ist diese Taktik für
A. Merkel am 16.07.03 in den tagesthemen: selbst auf dreifache
Frage des Moderators U. Wickert nach eigenen Konzepten zur Finanzierung
einer vorgezogenen Steuersenkung konnte oder wollte sie keine
Antwort geben, betonte aber gleichzeitig deren Notwendigkeit.
Die falsche Fährte
Ebenfalls immer wieder gerne gelegt werden falsche
Fährten, die die wahren Gründe für eine Maßnahme verschleiern
sollen.
Es wird dabei eine Argumentationslinie benutzt, von der man annimmt,
dass sie konsensfähig ist. Gleichzeitig wird das tatsächlich relevante
Argument verschwiegen, von dem man annimmt, dass es auf Widerspruch
stößt.
B. Hombach, einer der vier Geschäftsführer des
WAZ-Medienkonzerns – er ist für den Zeitungsmarkt das, was Bertelsmann
für den Buch-, Musik- und Fernsehmarkt darstellt: ein mächtiger
Oligopolist – wandte diese Technik erfolgreich am 12.10.03 im
NDR-Magazin "Zapp" an.
Die Kritik des Bundeskartellamtes an der Übernahme einer Berliner
Tageszeitung durch den Holtzbrinck-Pressekonzern konterte er mit
dem Verweis darauf, dass deren Verleger nicht die Absicht hegten,
durch die Übernahme die Pressefreiheit oder Meinungsvielfalt einzuschränken.
– Was B. Hombach zu erwähnen vergaß, ist die Tatsache, dass sich
das Kartellamt aus rein wettbewerblichen Gründen gegen eine Übernahme
ausgesprochen hatte: es befürchtete eine marktbeherrschende Stellung
des Konzerns in Berlin. (weiter geht's
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