(Wir arbeiten; 02-03; S.2)
Sozialstaat und fordistische Produktionsweise
In einem Sozialstaat wie dem deutschen haben
Politiker die Aufgabe, durch geeignete Maßnahmen den inneren Frieden
zu garantieren, d.h. staatliche Sozialpolitik soll das friedliche
Zusammenleben der Individuen ermöglichen.
Nun ist anders als zu Beginn des 20. Jahrhunderts
weder die Verelendung großer Teile der Bevölkerung, noch der brutale
Kampf um Ressourcen zu befürchten.
Man kann sogar begründet der Meinung sein, dass die Entwicklung
des liberalen Staates zum Sozialstaat - im Grundgesetz festgelegt
in Artikel 20 - die Schaffung von Wohlstand entscheidend begünstigt
hat: volkswirtschaftliche Verluste wurden minimiert durch die
Schaffung von geordneten Prozessen der Streitbeilegung.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ergeben sich
nunmehr andere Konflikte, die letztlich auch in der Selbstdefinition
der Gesellschaft liegen. Bis in die 1970er Jahre war die folgende
Wirkungskette anwendbar:
• technischer Fortschritt in Gestalt fordistischer Produktion
(benannt nach dem Autokonstrukteur Henry Ford, 1863-1947) ermöglicht
zum einen eine Ausweitung der Produktion, zum anderen aber auch
eine Beteiligung der Arbeitnehmer an den so erwirtschafteten Profiten
- "Fordismus" bedeutet eben mehr als Arbeitsteilung
oder "wissenschaftliche Betriebsführung" im Sinne F.
W. Taylors;
• die so geförderte Arbeitnehmerschaft fragt weitere Konsumgüter
nach, die zu Produktionsausweitungen in anderen Bereichen führen;
• der Staat kann durch die Abschöpfung von Steuern als notwendig
erachtete Maßnahmen zur Bereitstellung von Infrastruktur und sozialer
Sicherheit finanzieren.
Für die westdeutsche Republik kann diese Entwicklung
schlagwortartig charakterisiert werden mit den 1950ern als Jahrzehnt
der Kühlschränke, den 1960ern als das der Waschmaschinen und den
1970ern als das des Autos. (weiter geht's
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