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geändert / updated: 17/04/08

 

 ... unabhängige Analysen für die globale Polis ...

(Wir arbeiten; 02-03; S.3)

Strukturelle Veränderungen

Seit den achtziger Jahren ereigneten sich strukturelle Veränderungen, deren Folgen heute noch wirksam sind und der politischen Bearbeitung harren.

Um es mit dem Historiker E. Hobsbawm zu sagen: "In der Stahlindustrie der USA arbeiteten mittlerweile weniger Menschen als in den 'Hamburger'-Gaststätten von McDonald's." (Hobsbawm, E.: Das Zeitalter der Extreme, München u. Wien 1995, S. 381f.)
Das Zitat wurde gewählt weil es auf zweierlei hinweist: dem globalen Ausmaß der Veränderungen - die USA wie eben auch andere Industriestaaten durchleben diese Entwicklung -, zum anderen der Ungleichzeitigkeit der Entwicklungen - der geschilderte Strukturwandel von blühender Industrie zum "Rostgürtel" begann in den USA bereits in den 1960er Jahren, in der BRD in den 1970ern und in Ostmittel- und Osteuropa nach 1991. (Hobsbawm weist auf beide Dimensionen der Veränderung hin, vgl. ebd., S. 380-384.)

Mit dem Beginn der "chip and data-processing revolution" trat eine weitere Dimension hinzu: die der Entwertung überkommener Fertigkeiten von Facharbeitern in der Industrie und bei den Dienstleistungen.
Um noch einmal Hobsbawm zu zitieren: "Das Idealergebnis war eine vollständig idiotensichere Reihe von Knöpfen oder eine Tastatur, die nichts weiter erforderte, als auf die richtige Stelle zu drücken, um einen automatisch ablaufenden, selbstregulierenden und so weit wie möglich auch eigenständige Entscheidungen fällenden Prozeß in Gang zu setzen, der den begrenzten und unzuverlässigen Fähigkeiten und der Intelligenz des Durchschnittsmenschen keinerlei zusätzliche Aktivitäten abverlangte. Idealerweise konnte das Prozedere von vornherein sogar so programmiert werden, daß es sogar überhaupt keines menschlichen Eingriffs mehr bedurfte, außer wenn irgendwas schieflaufen sollte." (Ebd., S. 651)
- Ein im wahren Sinne des Wortes sprechendes Beispiel sind die so genannten telefonischen Auskunft-Automaten; solange ein Anrufer reagiert, wie vom Programmierer vorgesehen, kommt er mit einem Mitarbeiter des Dienstleistungsanbieters nicht in Kontakt. Es zeigt zudem, dass die von Hobsbawm skizzierte Entwicklung sich nicht auf die Industrie beschränkt, sondern soweit technisch realisierbar, immer weitere Bereiche des Dienstleistungssektors einschließt.

Damit wird aber genau die fordistisch geprägte Wirkungskette nicht länger anwendbar. Unternehmen, deren größter Vermögensteil im Maschinenpark bzw. der Computerhalle besteht, können prinzipiell immer weniger Beschäftigte an den erwirtschafteten Gewinnen beteiligen.

Ein möglicher Ausweg besteht in der Verringerung der Abhängigkeit des Einkommens von der Erwerbsarbeit: Arbeitnehmer sollen am Vermögen von Unternehmen beteiligt werden, z.B. in Form von Aktien, betrieblichen Rentenkassen usw. oder staatliche Zuschüsse z.B. in Form von "negativer Einkommensteuer" oder anderen Sozialleistungen bekommen.
Ersteres überwälzt das unternehmerische Risiko auf die Arbeitnehmer, d.h. nicht nur bei spektakulären Betrügereien wie im Falle Enron erhält der Arbeitnehmer die Früchte seiner Arbeit nach jeweiliger Marktlage. Letzteres stellt den Staat vor die Aufgabe, genügend Einnahmen zu bekommen, um die Sozialleistungen zu finanzieren.
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