(Gesundheitsinteressen; 07-03; S.2)
Nach monatelanger Vorarbeit auch wissenschaftlicher
Gruppen haben die Verhandlungsführer Gesundheitsministerin Ulla
Schmidt (SPD) und Horst Seehofer (CSU) ihr auf den 22. Juli datiertes
"Eckpunktepapier"
präsentiert.
Es beinhaltet verbindliche Vereinbarungen der im Bundestag vertretenen
Fraktionen zu Änderungen im Gesundheitswesen, genau: zu seiner
künftigen Organisation, seinem Leistungsumfang und seiner Finanzierung.
Der Soziologe M. Opielka hat eine informative
Analyse des "Eckpunktepapier" erstellt, die auf die
grundsätzlichen Steuerungsmöglichkeiten des Bereiches durch Markt-
oder sozio-kulturelle Prozesse hinweist (vgl. Opielka, M.: Einstieg
in die Zukunft oder Verlängerung der Vergangenheit? in: Frankfurter
Rundschau Nr. 170 vom 24.07.03, S.7).
Rürup und die Reaktion der Politiker
Löst man sich von der Fokussierung auf das Papier
und vergleicht die Vorschläge mit den Ergebnissen der entsprechenden
Arbeitsgruppe
der Rürup-Kommission - datiert auf den 09. April -, so erkennt
man erstaunliche Ähnlichkeiten.
Ihre von der Regierung vorgegebene Aufgabe war
die Ausarbeitung von Vorschlägen zur langfristigen Finanzierbarkeit
des Gesundheitswesens und insbesondere zur Beitragssenkung in
den gesetzlichen Krankenversicherungen.
Sie entwickelte dazu das zweistufige Y-Modell: nach kurzfristigen,
aber gleichwohl für die zweite Stufe notwendigen Änderungen soll
durch eine Entscheidung entweder für eine "Erwerbstätigenversicherung"
oder für ein "System einkommensunabhängiger Gesundheitsprämien
in Verbindung mit einem steuerfinanzierten sozialen Ausgleich"
eine langfristig solide Basis geschaffen werden.
Erstere wurde inzwischen auch kurz, aber ungenau als "Bürgerversicherung"
umschrieben, das Letztere ebenfalls ungenau als "Kopfprämie".
Die Alternativen werden im "Eckpunktepapier" jedoch
gar nicht erwähnt; alle getroffenen Vereinbarungen beziehen sich
auf kurzfristige Maßnahmen mit einem Zeitrahmen bis Ende 2006.
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