(Säbelrasseln; 02-02; S.4)
So gibt es zwar Animositäten gegenüber dem Iran,
allerdings legte dieser in letzter Zeit keine aggressiven Absichten
an den Tag und kooperierte im Fall der Intervention in Afghanistan
sogar mit dem Westen. Andere Staaten in der Region können kaum
als potentielle Gegner des Iraks ausgemacht werden, sie stellen
eher - vielleicht mit Ausnahme der laizistisch, westlich-orientierten
Türkei - potentielle Verbündete dar. Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen
können, soweit vorhanden, daher als Ausdruck seines aggressiven
Machtstrebens oder als Schutzmaßnahme gegen Interventionen zum
Umsturz interpretiert werden.
Zumindest momentan dominiert in den USA offenbar
die erstgenannte Wahrnehmung. Sinnfällig wird dieses z.B. an der
Argumentation des amerikanischen Politikberaters Frank Gaffney,
der ein weiteres Zögern der Staatengemeinschaft gegenüber einer
Intervention als allein Hussein willkommene Pause zur Waffenentwicklung
sieht (So in einem Interview mit Tim Sebastian, vgl. BBC World,
Hardtalk vom 15. August 2002). Legt man die zweite Perzeption
zu Grunde, so wäre die Offenlegung der eventuell nicht vorhandenen
Arsenale eine Einladung zur Intervention, eine irakische Strategie
der "flexible response" wäre nicht anwendbar. Ein möglicher
Ausweg könnte darin bestehen, dass zunächst die Generalversammlung
und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN) willkürliche
Interventionen in den Irak ausdrücklich verurteilen. Im Gegenzug
müsste der Irak von den VN autorisierten Inspektoren ungehinderten
und zeitlich nicht befristeten Zugang zu seinen Arsenalen und
Produktionsstätten ermöglichen. Stellte sich so heraus, dass die
internationale Sicherheit von einem Irak unter dem Hussein-Clan
nicht bedroht ist, könnten die bestehenden Wirtschaftssanktionen
schrittweise aufgehoben werden. - Ein west-freundliches Regime
könnte auf diese Weise zwar nicht installiert werden, allerdings
ein berechenbar handelnder und in seinen militärischen Fähigkeiten
begrenzter Staat Irak.
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