(Politische Bildung; 02-02; S.4)
Allerdings wurden diese Möglichkeiten schon ab 1978 wieder eingeschränkt
bzw. auf besondere Bedürfnisse der Armee reduziert. Exemplarisch
für diesen Prozess sei die politikwissenschaftliche Ausbildung
genannt: wurde sie zu Beginn der Reformen noch mit den Schwerpunkten
der Politischen Theorie (Demokratietheorie) und der Internationalen
Beziehungen gefördert, findet sich heute an der Bundeswehrhochschule
in München ein hauptsächlich verwaltungstechnisch orientiertes
Angebot. – Inwieweit die Akademie der Bundeswehr Straußberg, hervor
gegangen aus den Anlagen des Verteidigungsministeriums der DDR,
hier eine Lücke füllen wird, bleibt abzuwarten.
Die Nationale Volksarmee der DDR
Die politische Bildung in der NVA lässt sich durch ein paar
kurze Bemerkungen charakterisieren: Sie sollte das ideologische
Rüstzeug liefern um somit den Soldaten für das Gefecht einzustellen,
wie das Ministerium für Nationale Verteidigung noch in den achtziger
Jahren festlegte. Auch hier stand also das militärfunktionale
Argument im Vordergrund. Zudem fand der Wissenschaftsbetrieb der
DDR spätestens seit den sechziger Jahren unter den Vorzeichen
der Parteilichkeit und der – von der SED definierten – gesellschaftlichen
Nützlichkeit statt. Die Offiziersausbildung war dem entsprechend
eingebunden. Politikwissenschaft wurde zentralisiert am Franz-Mehring
Institut bzw. an der Sektion für Wissenschaftlichen Kommunismus
der damaligen Leipziger Universität gelehrt. Der gleichnamige
Studiengang stand auch NVA-Offizieren im Rahmen eines Fernstudiums
offen; von einem reformsozialistisch orientierten Ansatz kann
jedoch allenfalls im Rahmen der verspäteten Perestroika ab 1988
gesprochen werden.
Resumée
Zusammengefasst zeigt sich, dass in beiden deutschen Staaten
militärfunktionale Notwendigkeiten als grundlegend für die politische
Bildung in den Streitkräften angesehen wurden. Der spezifische
Unterschied liegt in der Offenheit der politischen Führung für
jeweils neue sozialwissenschaftliche Erkenntnisse. Solange weder
eine wissenschaftliche noch politische Diskussion über die Aufgaben
gesamtdeutscher Militärpolitik geführt wird, erscheint es folgerichtig,
dass die staatsbürgerliche Ausbildung von Offizieren auf eine
Verwaltungslehre reduziert wird.
(Ende des Artikels)