(Soziale Gerechtigkeit; 04-02; S.5)
Der Selbstzweck der Arbeit liegt im römisch-katholischen
Menschenbild begründet: sie gilt als "Teilnahme am Werk des
Schöpfers", wie die Überschrift des 25. Abschnittes lautet;
durch sie stellt der Mensch seine Ebenbildlichkeit zu Gott unter
Beweis und trägt im Rahmen seiner Möglichkeiten bei zur Vervollkommnung
der Schöpfung.
Christliche Konzepte in der Gegenwart?
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben christliche
Konzepte zugegeben kaum noch Wirkung: die europäischen Gesellschaften
- und außerdem die nordamerikanischen - sind weitgehend säkularisiert.
Charakteristische Züge der "Inneren Mission"
finden sich allerdings vor allem in den angelsächsischen Staaten.
So ist "welfare" die säkulare Variante der Anschauung,
dass die kapitalistische Gesellschaft jedem Individuum Chancen
bietet, die es zunächst eigenständig nutzen muss. Kann es dieses
nicht, so ist nicht der Staat als ausgleichende Institution zuständig,
sondern Private, so genannte "friendly societies" bzw.
"charity organisations" wie "Oxfam".
Eine gesetzlich festgelegte Verpflichtung des Eigentums - in Deutschland
sogar mit dem Stellenwert von Grundgesetzartikeln - kann es aufgrund
solcher Konzeptionen nicht geben.
Schon eher mit römisch-katholischen Vorstellungen
vereinbar ist - wie erwähnt - das Konzept der sozialen Marktwirtschaft.
Allerdings lässt sich - wie bei allen politischen Entscheidungsfindungen
- trefflich darüber streiten, ob die Ergebnisse nun einer bestimmten
Geisteshaltung der Beteiligten zu verdanken sind oder ob sie nicht
vielmehr dass Abbild von Machtpositionen sind.
So könnte argumentiert werden, dass die Marktwirtschaft in Deutschland
allein deshalb "sozial" gebändigt worden ist, weil die
christliche wie nicht-christliche Arbeitnehmerschaft historisch
über eine starke Machtposition verfügte.
Damit ist allerdings noch nicht beantwortet, welche Einstellungen
oder Werthaltungen zu dieser Machtposition verhalfen und ob diese
allgemein zu rechtfertigen sind ...
(Ende des Artikels)