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geändert / updated: 17/04/08

 

 ... unabhängige Analysen für die globale Polis ...

(Epochentragik; 05-02; S.3)

Erklärungen

Das funktionalistische - auf den Soziologen Talcott Parsons zurück gehende - Schema der gesellschaftlichen Teilsysteme anwendend, lassen sich folgende Erklärungsmuster unterscheiden:
• das wirtschaftliche System erbringt die Versorgungsleistungen nicht mehr,
• das politische System erbringt die Steuerungsleistungen nicht mehr,
• das sozio-kulturelle System erbringt die Integrations- und Sinnvermittlungsleistungen nicht mehr,
die eine Gesellschaft jeweils erwartet.

Gemeinsam ist dieser Unterteilung das Nicht-Übereinstimmen von Gewolltem und Erbrachtem. Ob eine solche Differenz als "Krise" des jeweiligen Teilsystems wahrgenommen im Sinne sowohl von registriert als auch interpretiert wird, hängt wiederum von zweierlei Faktoren ab. Zum einen von den jeweiligen Strukturen - Funktionsmechanismen -, zum anderen von den individuellen Handelnden. Damit ist ebenfalls gesagt, dass Strukturen allein nicht mechanistisch zu einem bestimmtem Erbrachtem führen, andererseits Individuen nicht frei etwas Gewünschtes durchsetzen können.
Des weiteren müssten sich Krisen innerhalb eines Teilsystems - wiederum - nach beobachtbaren Funktionsweisen und aufgrund je individueller Handlungen auf andere Teilsysteme ausbreiten bzw. dort auf Resonanz stoßen und sich gegenseitig verstärken; erst dann könnte man von einer Krise des Gesamtsystems "Gesellschaft" reden. Die Stärke eines gesellschaftlichen Gesamtsystems liegt demnach in seiner effektiven Anpassungsfähigkeit, eben der Autopoiesis.

Vergleicht man dieses funktionalistische Modell mit modischen Untergangsbeschwörungen oder pseudo-materialistischen Konstrukten, so zeigt sich der damit einher gehende Erkenntnisgewinn: es können Bedingungen zumindest formuliert werden, die sonst nicht beachtet oder ungeprüft unterstellt werden. Anders ausgedrückt: epochentragische Untergangsphantasmen oder wirtschaftsstrukturelle Dogmatiken beruhen auf einem behebbaren Erkenntnisdefizit.

Wendet man zudem ideenkritische Erklärungsmuster an, so lässt sich heraus finden, ob die genannten Merkmale der Epochentragik und Krisenbehauptung in einer geschichtlichen Kontinuität stehen. Und, spezifisch politikwissenschaftlich, wem sie jeweils nutzen bzw. wer sich jeweils Nutzen davon erhofft. Argumentationen und somit Handlungen der Kommunikation werden also als potentiell manipulativ erkennbar und aus ethischer Perspektive bewertbar.

(Ende des Artikels)

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