(Der Ströbele-Faktor; 03-02; S.4)
So läge der Anteil der Grünen an einer Regierungskoalition
mit der SPD bei der angenommenen Sitzverteilung genau wie bei
der tatsächlichen bei 18 Prozent. Außerdem verfügt die SPD gegenüber
der CDU/CSU nun über eine Mehrheit von drei Sitzen anstelle von
angenommenen vieren.
Für Gerhard Schröder heißt das, dass er - vorausgesetzt, er wird
auch zum künftigen Bundeskanzler gewählt - bei Bedarf z.B. auch
leichter Unterstützung bei anderen Parteien finden kann bzw. suchen
muss.
Vergleicht man die prozentuale Veränderung bei
der Sitzverteilung im 14. und 15. Bundestag, so fällt allerdings
auf, dass - die PDS nicht berücksichtigend - die SPD im Gegensatz
zu den anderen Fraktionen verloren, die CSU mit 2,5 Prozent am
meisten Sitze dazu bekommen hat, gefolgt von den Grünen mit 2,0
Prozent. Der Anteil der Grünen an einer mit der SPD zu bildenden
Koalition stiege von 14 Prozent im Jahr 1998 auf 18 Prozent im
Jahr 2002.
Wahrscheinliche Folgen
Der Abgeordnete Ströbele stand in der Vergangenheit
für Themen, die sich um die Schwerpunkte Bürgerrechte, Entwicklungsmöglichkeiten
für Länder der Dritten Welt sowie nicht-militärische Sicherheitspolitik
gruppierten. In seiner Arbeit scheute er sich nicht, auch Positionen
öffentlich zu vertreten, die nicht der Mehrheit seiner Fraktion
entsprachen.
Dass die Grünen ihre politischen Forderungen nunmehr an Ströbeles
Argumenten orientieren werden, scheint jedoch zweifelhaft: schließlich
vertritt er in seiner Partei eher eine Minderheit und ein Kanzler
Schröder könnte bei Entscheidungen zur inneren Sicherheit oder
Außenpolitik auch andere Mehrheiten suchen. Daher ist es auch
eher unwahrscheinlich, dass - abgesehen von Maßnahmen zur sozialen
Absicherung für Parteimitglieder in Form von Minister- oder Staatssekretärposten
- die Grünen merklich höheren Einfluss auf die Regierungspolitik
ausüben werden.
Der Ströbele-Faktor ist somit am schmerzlichsten
für die PDS; auf die Bundespolitik - auf die die demokratischen
Sozialisten keinen Einfluss hatten - werden die parlamentarischen
Veränderungen kaum nennenswerte Wirkung haben.
(Ende des Artikels)