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geändert / updated: 17/04/08

 

 ... unabhängige Analysen für die globale Polis ...

(Rüsten; 05-03; S.5)

Der Presse war zu entnehmen, dass durch diesen Auftrag ca. 10000 Arbeitsplätze gesichert worden seien. - Legt man bis zur endgültigen Vertragserfüllung einen Zeitraum von zwanzig Jahren zu Grunde, so ergibt sich pro Arbeitsplatz und Jahr eine staatliche Subvention von mehr als 40000 Euro.
Dies ist eine Summe, die der Staat sonst höchstens für die oft gescholtene deutsche Kohleindustrie, also Bergbau einschließlich spezifischer Technologie ausgibt (Dort sind es bei ca. 3 Mrd. Euro jährlich für 50000 Arbeitsplätze also 60000 Euro pro Jahr und Arbeitsplatz; allerdings werden diese Subventionen 2006 neu verhandelt.).

Der Vergleich mit einer zivilen Industrie mag zunächst abenteuerlich anmuten; dennoch fällt die strukturelle Gleichheit der Argumente von Subventionsbefürwortern beider Industrien auf: was den einen militärische Sicherheit im Rahmen eines erweiterten Sicherheitsbegriff ist, ist den anderen Versorgungssicherheit; was den einen Sicherung eines strategisch wichtigen Industriesektors ist, ist den anderen die Erhaltung weltweit als führend anerkannten technischen Wissens.
Lobbyisten beider Industrien erwähnen zudem den teilweisen Rückfluss von Subventionen durch Steuern sowie die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen durch die Produktion exportfähiger Güter.

Letztlich handelt es sich um protektionistische Argumente, wie sie seit der Zeit der Industrialisierung immer wieder aufkommen. Daher sind die Gegenargumente ebenfalls lang bekannt; zu nennen sind: die Verhinderung staatlich induzierten Strukturwandels durch Fehlleitung von Ressourcen; die nicht wirtschaftlich zu begründende Aufrechterhaltung der Illusion, Arbeitsplätze durch Abschottung sichern zu können - das funktioniert vielleicht für eine Legislaturperiode, langfristig sind die volkswirtschaftlichen Kosten dieser Strategie jedoch vergleichsweise höher.

 

Aufgrund des Zeitraumes bis zur Lieferung der ersten Flugzeuge wird ersichtlich, dass die Entscheidung nicht primär sicherheitspolitisch bedingt war, sondern industriepolitisch.
Es zeigen sich starke Parallelen zur Beschaffung des Jäger 90 bzw. Eurofighter: der damalige Verteidigungsminister Rühe hatte ebenfalls das sicherheitspolitische Argument in den Vordergrund gerückt, das relevante Argument war aber offensichtlich das industriepolitische - oder hat jemand ernsthaft diskutiert, deutsche Kampfflugzeuge zur "power projection" nach amerikanischem Vorbild einzusetzen?

(Ende des Artikels)

 ... independent analysis for the global polis ...

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