(Riens; 05-03; S.4)

Die den Weihnachtsmann umsonst machen

Die fehlende Erfahrung muss von Jüngeren ausgeglichen werden.
Die deutsche Arbeitswelt zeichnet sich aus durch einen Trend von der körperlichen zur überwachenden, beratenden, erklärenden Arbeit - auch der Industriearbeitnehmer schuftet immer weniger, muss aber zunehmend präzise arbeiten bzw. darauf achten, dass entsprechende Roboter funktionieren.
Somit wird die körperliche Belastbarkeit - dankenswerter Weise - zunehmend irrelevant.

Jungdynamiker müssen daher auf anderen Gebieten punkten; z.B. durch die Inkaufnahme nicht üblicher Arbeitszeiten inklusive der "freiwilligen" Ableistung von Überstunden, weiter Distanzen zwischen Arbeits- und Wohnort usw.
Solch Verhalten wiederum erhöht den Druck auf Ältere, die weniger geneigt sind, ihre familiären Beziehungen zu belasten, um den Motivationsindikator ausschlagen zu lassen. Des Weiteren dürften sie manch "Modernisierungs"vorhaben aufgrund ihrer Lebenserfahrung weit skeptischer gegenüber stehen, als, sagen wir, Ableister unentgeltlicher Praktika.

Les share-holders

Inwieweit Belegschaften die Zunahme innerbetrieblicher Stressfaktoren zulassen, wird abzuwarten sein. Ob sich der Wahn egoistischer Nutzenmaximierung so auswirkt, dass sich ältere Arbeitnehmer gegen jüngere, Rentner gegen Erwerbstätige ausspielen lassen, ist nicht zuletzt eine Frage der politischen Kultur eines Landes.
Zwar steht die Übernahme der "Deutschland AG" nicht zu befürchten - wer außer Kapitaleignern sollte sie auch übernehmen? - wohl aber der Verlust der Handlungsfähigkeit eines Staates, der seine Sozialversicherung hauptsächlich durch Erwerbseinkommen finanziert.

Fortschrittsbedingt nimmt der Anteil der Erwerbstätigen an der Produktion jedoch ständig ab. Der Hinweis, dass der Kuchen der Wertschöpfung dadurch nicht kleiner zu werden braucht, trifft nur, solange die so erzeugten Waren oder auch automatisierten Dienstleistungen verkauft werden können - und Kapitaleigner richten ihren Konsum im Allgemeinen relativ wenig nach ihrer Einkommensentwicklung.

(Ende des Artikels)