(Chronistenpflichten; 09-03; S.3)
Detaillierte Wahlanalysen liefern die Meinungs-
und Wahlforscher von Infratest
Dimap sowie der Forschungsgruppe
Wahlen.
Beide belegen die These vom Vorsprung der CSU bei innenpolitischen
Themen in allen Wählergruppen: in der Wirtschafts-, Sozial-, Sicherheits-
sowie Bildungspolitik werden die Christsozialen von allen nach
Alter, Geschlecht, sozialem Status und Konfession unterschiedenen
Wählergruppen für kompetenter als die SPD gehalten. Allerdings
haben sich bei den diesbezüglichen Umfragen bis zu einem Drittel
der Befragten nicht eindeutig für eine Partei entschieden.
Der Schluss, dass die CSU aufgrund der mobilisierten
Kernwählerschaft wiederum klarer Wahlsieger wurde, während die
SPD-Wähler abwanderten oder zu Hause blieben (oder auf der Wies'n)
ist also nicht nur plausibel, sondern wird auch empirisch gestützt.
Das Ergebnis der SPD ist übrigens das niedrigste je von ihr erreichte
seit der Konstituierung des bayerischen Landtages im Jahr 1946.
Die Grünen haben sich in Bayern offensichtlich
eine ökologisch orientierte Stammwählerschaft erschlossen: es
ist das einzige Thema bei dem eine Partei überhaupt einen Vorsprung
vor der CSU erzielen konnte.
Die Liberalen wiederum können in Bayern weder
durch wirtschaftlichen Liberalismus punkten, noch durch politischen:
die CSU betreibt bereits eine unternehmensfreundliche Politik,
die allerdings wohl mit der katholischen Soziallehre kombiniert
wird und dem politischen Liberalismus wird sogar eine nationaltümelnde,
autoritäre Politik nach Republikaner-Machart vorgezogen.
Wirkungen?
Die Wirkungen auf die Republik sind vorerst
schwierig abzuschätzen. Zwar steht der bayerische Landtag für
ca. zwölf Millionen Einwohner und das Land hat sich in der Republik
von einem Empfänger von Ausgleichszahlungen zu einem Geber gewandelt.
- Der vormals strukturelle Nachteil einer vergleichsweise wenig
ausgeprägten Industrie hat sich im Strukturwandel als Vorteil
entpuppt, so dass Bayern inzwischen mit weniger als sieben Prozent
Arbeitslosenquote eine der geringsten in Deutschland aufweist.
Die Umwandlung eines von der Schwerindustrie geprägten Landes
gehörte bislang jedoch nicht zu den Aufgaben bayerischer Ministerpräsidenten.
Einzig sicher scheint somit zu sein, dass die CSU mehr Macht zu
Lasten ihrer Schwesterpartei der CDU beanspruchen wird.
(Ende des Artikels)