(Verteidigung; 01-02; S.4)
Verteidigungsminister Scharping hat die Vorschläge
seines Ministeriums begrüßt und deren Umsetzung unterstützt; ein
sichtbares Beispiel hierfür ist die Gründung der GEBB, der betriebswirtschaftlich
ausgerichteten Gesellschaft für Beschaffung und Betrieb, die das
Ministerium berät. Zu den politisch relevanten Fragen der Aufgaben,
des Umfangs sowie der Struktur der Bundeswehr hat er allerdings
keine eigenen Antworten eingebracht. Insofern hat er sich verhalten,
wie ein Manager aus der Privatwirtschaft: das Ziel gilt als klar
und nicht diskutierbar, die Umsetzung ist die eigentliche Leistung.
In den Konzepten der Parteien gibt es unterschiedliche Aussagen
zu den originär politischen Fragen: Während die PDS inzwischen
für stark reduzierte Streitkräfte eintritt, die nicht interventionistisch
genutzt werden sollen, die FDP sich durchaus eine auf Berufs-
und Zeitsoldaten beschränkte Armee vorstellen kann und die CDU
hauptsächlich den Verteidigungsetat aufstocken möchte, haben sich
die Regierungsparteien SPD und GRÜNE inzwischen auf eine interventionsfähige
Armee verständigt, die allerdings kein größeres Budget bekommen
soll.
Insbesondere die Wehrform soll nach dem Willen der jetzigen Regierung
nicht geändert werden. Ob dies mit der haushaltspolitisch genehmen,
weil kostengünstigen Einrichtung des Wehrersatzdienstes zusammenhängt,
mag dahin gestellt bleiben: Jedenfalls können nach Angaben aus
dem "Eckpfeiler"-Papier bis zum Jahr 2010 jährlich bis
zu 170.000 Kriegsdienstverweigerer in öffentlichen Einrichtungen
beschäftigt werden, und dies zu Kosten, die bei überwiegend ähnlichen
Tätigkeiten weit unter denen für hauptberuflich beschäftigte und
nach Tarif entlohnte Pfleger, Pflegehelfer usw. liegen. Dem gegenüber
stehen jährlich bis zu 120.000 Wehrdienstleistende, die über den
Bedarf an Ersatz für Berufs- und Zeitsoldaten hinaus gehen. Ihre
militärische Verwendbarkeit ist zweifelhaft - deshalb sprechen
sich Militärs gegen eine weitere Verkürzung der Dienstzeit aus
- und sie sind für die Erfüllung der der Bundeswehr nunmehr zugewiesenen
Aufgaben nicht notwendig. Sie stellen daher zunächst einmal einen
vermeidbaren Kostenfaktor dar, da man auf die Ableistung ihres
Wehrdienstes verzichten kann. (weiter
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