(Blitzinvasion?; 06-02; S.3)
• Die Verharmlosung eigenen Handelns
Durch Wortschöpfungen, Umdeutungen und gezieltes sprachliche
Unschärfen werden eigene Handlungen als risikolos, "business
as usual", usw. ersetzt. Beispiele aus jüngster Zeit sind
die Benennung einer völkerrechtswidrigen Invasion eines souveränen
Staates als "Regime-Wechsel" oder eine unter Druck setzende
Politik und Kriegsführung als "Präemptiv- bzw. Präventivschläge".
Am letztgenannten Beispiel wird zudem eine Umdeutung der Rollen
sichtbar: der Aggressor beschreibt sich als Opfer, welches seinem
Täter nur zuvor kommt. Auch die gezielte Doppeldeutigkeit wird
daran deutlich: "Präemption" beschreibt ein im Rahmen
der Abschreckung anerkanntes Konzept, welches bedeutet, dass einem
erkannten Angriff auf eigene Waffensysteme ein Nutzen dieser folgt,
bevor sie zerstört sind; "Prävention" hat bislang keinen
eigenständigen Inhalt, der Begriff kann mit dem jeweils Gewünschten
gefüllt werden.
• Die Präsentation "gerechter" Gründe
und gerechtfertigter Alternativen
Das eigene Kriegshandeln wird als gerecht bezeichnet und damit
gerechtfertigt. Wiederum findet dabei eine Umdeutung eines mittelalterlichen,
völkerrechtlichen Konzeptes statt: im historischen Kontext lief
es auf eine Einschränkung des Krieges hinaus - der mittelalterliche
Souverän hatte nicht länger das unbedingte Recht zur Kriegsführung,
sondern musste seine Autorität und gute Gründe dafür nachweisen,
zudem musste der Krieg und seine Führung im angemessenen Verhältnis
zum Anlass stehen.
Heute, nachdem der Krieg völkerrechtlich geächtet ist, militärische
Maßnahmen allein zur Selbstverteidigung und vorbehaltlich anderer
Entscheidungen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zulässig
sind, führt dieses Konzept zur Wiederermöglichung der Kriegsführung.
(Vgl. hierzu auch Schildmann, Ch.: Die Bomben aus Stahl, das Pathos
aus Hollywood. In: Frankfurter Rundschau Nr. 297 vom 21.12.02,
D2-Ausgabe, S. 14.)
Zudem wird weniger das Kriegshandeln, sondern es werden das Kriegsziel
und die angestrebten Nachkriegsalternativen in den Vordergrund
gestellt. So werden friedlich geregelte Nachkriegszustände in
Aussicht gestellt und eventuell vorhandene Gruppen, die ihre jeweils
eigenen Ziele verfolgen als legitime Opposition und Garanten friedlicher
und legaler Zustände dargestellt. (weiter
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