(Soziale Gerechtigkeit; 04-02; S.3)
Die "innere Mission" als Antwort der
Protestanten
Grundlegend für die protestantische Soziallehre - sofern man
davon sprechen kann, bei einer Religion, die keine verbindliche
Lehre außer dem geoffenbarten Bibelwort kennt - sind die Überlegungen
J. H. Wicherns.
Der Pastor skizzierte 1847 die "Innere Mission" als
Aufgabe für sozial engagierte Protestanten. "Freiwillige
Pfleger" sollten demnach persönlich nicht allein für das
materielle Wohlergehen der Bedürftigen sorgen, sondern sie auch
mit einer christlich-protestantischen Einstellung versorgen. Die
materielle Versorgung diente nach Wichern allerdings nur als Mittel
zur ideellen Missionierung.
So ausgestattet schließlich sollten die Armen in die Lage versetzt
werden, selbst Wege zu finden - z.B. durch den Zusammenschluss
in christlichen Gewerkschaften - sich aus ihrem Elend zu befreien.
(Vgl. Wichern, J. H.: Die Innere Mission der Deutschen Evangelischen
Kirche. Zit. n. Geschichte, Politik und Gesellschaft. Hrg. von
Wolfgang W. Mickel in Zusammenarbeit mit Thomas Berger. Zweite
Aufl. Bd.1, Frankfurt am Main 1988, S. 234.)
Auf dieser Konzeption basiert das heute noch gern verwendete
Motto von der "Hilfe zur Selbsthilfe". Im Weiteren versuchten
Protestanten, diese Vorstellungen in politische Konzepte zu überführen;
der Liberale Friedrich Naumann sei hier als Beispiel genannt.
Da es keine mit Autorität ausgestatteten Institutionen im Protestantismus
gibt und zudem nach Wichern kein Anderer ähnlich einflussreiche
Konzepte entworfen hat, gibt es bis heute keine grundlegenden
Neuerungen in der protestantischen Soziallehre.
Römisch-katholische Antworten
Im Gegensatz zur evangelischen Kirche ist die römisch-katholische
klar hierarchisch gegliedert. In moralischen Fragen, d.h. ethischen
Fragen, die für Katholiken verbindlich ausgelegt werden müssen,
ist der Papst der Letztentscheidende. Zur Verbreitung seiner Entscheidungen
veröffentlicht er Rundschreiben, Enzykliken. (weiter
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