Polit-Bits.gif
Start
deutsch
english
links

geändert / updated: 17/04/08

 

 ... unabhängige Analysen für die globale Polis ...

(Soziale Gerechtigkeit; 04-02; S.4)

Die erste für die katholische Soziallehre relevante stammt von Papst Leo XIII. aus dem Jahr 1891(vgl. zum Folgenden: Papst Leo XIII.: Enzyklika Rerum Novarum, 1891). In ihr griff der Papst auf ältere Vorstellungen - aristotelische und auch explizit die des heiligen Thomas von Aquin - zurück.
So galt ihm der Gegensatz von Kapitaleignern und Arbeitnehmern als künstlich, nicht menschengemäß. Besitz war demnach zwar ein Natur-, allerdings nur ein Nutzungsrecht. Besitzende hatten daher die nicht legalistisch, sondern allein religiös begründete Pflicht, diesen zum Gemeinwohl einzusetzen. Arme hatten demnach nicht das Recht, gegen das Besitzrecht anzugehen; umfassende Enteignungen wären also nicht zulässig gewesen.
Der Staat wurde zwar in seinem Machtanspruch beschränkt, im Gegensatz zu den vorgestellten protestantischen Forderungen jedoch nicht allein als liberaler "Nachtwächter" gesehen. Darüber hinaus wurde er damit beauftragt, die natürliche harmonische Ordnung und die Ausrichtung auf das Gemeinwohl auch durchzusetzen. Im 29. Abschnitt der Enzyklika findet sich: "Nur soweit es zur Hebung des Übels und zur Entfernung der Gefahr nötig ist, nicht aber weiter, dürfen die staatlichen Maßnahmen in die Verhältnisse der Bürger eingreifen." - Der Leitspruch der sozialen Marktwirtschaft, "soviel Markt wie möglich, soviel Staat wie nötig", schien so bereits vorgezeichnet.
Des Weiteren waren Arbeitnehmer aufgefordert, Vereinigungen - z.B. christliche Gewerkschaften - zu bilden, um ihre Interessen besser zu vertreten; nicht-kirchliche Wohlfahrtsorganisationen wurden nicht rundweg abgelehnt; ihnen fehlte nach Leo XIII. jedoch der "himmlische Schwung" (ebd. 24. Abschnitt), d.h. in der Tradition der Lehre wurde die Kirche als autoritative Mittlerinstanz zwischen Gott und den Gläubigen gesehen.

Der jetzige Papst Johannes Paul II. knüpfte in seiner Enzyklika "Laborem exercens" von 1981 explizit an die Leo XIII. an (vgl. zum Folgenden: Papst Johannes Paul II.: Enzyklika Laborem exercens).
Als neues Element nannte er den Vorrang der Arbeit im Hinblick auf das Kapital. So findet sich im 12. Abschnitt des Rundschreibens: "Dieses gigantische und mächtige Werkzeug - die Gesamtheit der Produktionsmittel, die in gewissem Sinne mit dem 'Kapital' gleichgesetzt werden - ist Frucht der menschlichen Arbeit und trägt deren Zeichen." Daher ist es nach römisch-katholischer Lehre nicht angemessen, von einem Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital zu sprechen.
Der "Irrtum des Ökonomismus" (ebd., 13. Abschnitt) beruht demnach darauf, insbesondere Arbeit allein nach ihrem wirtschaftlichen Wert zu beurteilen, sie also nur als einen Produktionsfaktor zu sehen. Der "Irrtum des Materialismus" (ebd.) besteht hingegen darin, dass der Mensch nicht hauptsächlich als Subjekt der Arbeit und als den Produktionsprozess erst hervorbringend gesehen wird, sondern als abhängig von Produktionsverhältnissen. Kapital - so lässt sich abschließend feststellen - ist damit nurmehr das Instrument, mit dessen Hilfe Arbeit bewerkstelligt werden kann. (weiter geht's hier)

 ... independent analysis for the global polis ...

Struktur / sitemap 2002

Ausgaben / issues

Google™

Lernzone

Polit-Bits ist ein deutscher Standort im Internet. / Polit-Bits is a German web-site.

 © Michael Gerke

 
Redaktion / editor
Realisation / realised by
Rechtliches / disclaimer