(Steuern ohne Steuern; 05-02; S.2)
Über die Notwendigkeiten des Tages hinaus ist
interessant, welche Gründe zur offensichtlich prekären Lage geführt
haben und welche strukturellen Lösungsmöglichkeiten sich bieten.
Die Lage
Die Bank ist offenbar noch nicht zerbrochen:
der Staat kann seine grundgesetzlich verankerten, sozialpolitischen
Pflichten noch erfüllen und argentinische Verhältnisse drohen
in absehbarer Zeit nicht.
Dennoch klagt der Finanzminister mit seinen
Fachkollegen im föderalen und kommunalen Konzert über massive
Steuerausfälle. Damit einher geht zunächst einmal, dass die staatliche
Schuldenaufnahme im Jahr 2002 mehr als drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes
- dem Wert aller in diesem Jahr in Deutschland hergestellten Produkte
und erbrachten Dienstleistungen - ausmachen wird.
So verstößt die Bundesregierung gegen eine im Maastricht-Vertrag
festgelegte Regelung und muss mit weiteren Strafzahlungen rechnen.
Der Sinn dieser Regelung liegt darin, willkürliches Schuldenmachen
durch Zusatzkosten zu belasten; in der Folge wird es Schuldnern
allerdings immer schwerer fallen, diese auszugleichen, falls sie
die Strafen nur durch neue Kreditaufnahmen begleichen können.
Andererseits gibt der Staat - aufgefasst als
Gesamtheit der in der Republik existierenden Regierungen und Verwaltungen
- Steuergelder für verschiedene Zwecke aus. In nicht abschließender
Aufzählung sind dies:
• Leistungen zur Gewährleistung der Existenz der Gesellschaft,
also das Verteidigungsbudget;
• Leistungen zur Aufrechterhaltung des Funktionierens der Gesellschaft,
also Infrastrukturmaßnahmen oder Polizeibudgets;
• Sozialleistungen, also Budgets für Transferleistungen wie Sozialhilfe
oder Leistungen der Sozialversicherung;
• politisch gewollte Leistungen, also kollektive Güter wie Bibliotheken,
Schwimmbäder, Parkanlagen oder Subventionen für Solaranlagen deutscher
Hersteller, kulturelle Stiftungen, Vereine.
Zudem braucht der Staat zur Erfüllung seiner Aufgaben selbst Steuergelder.
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