(Gebildet; 05-03; S.2)
Für Jugendliche und junge Erwachsene wird sich
entscheiden, ob sie eine Lehrstelle suchen oder weiter die Schule
bzw. Hochschule besuchen. Es soll daher - ohne Zeigefingerton
- das deutsche Bildungssystem hinsichtlich seiner gesellschaftlichen
Realitäten und Funktionalitäten kurz beleuchtet werden.
Realitäten
Deutsche Schüler müssen zwei grundlegende Entscheidungen
im Laufe ihrer Laufbahn treffen: die erste beim Übergang von der
allgemeinen Grundschule zu den differenzierenden so genannten
weiterführenden Schulen, die zweite beim Übergang von diesen zur
Berufsausbildung bzw. zu den Hochschulen. Sie prägen den weiteren
Karriereverlauf und sind kaum revidierbar.
Um ein Ergebnis vorweg zu nehmen: diese Entscheidungen
sind keinesfalls von der jeweiligen Schichtzugehörigkeit unbeeinflusst
und bestimmte Entscheidungsmuster sind trotz gestiegenem allgemeinen
Ausbildungsniveau seit Jahrzehnten unverändert. (Diese und folgende
Informationen beruhen auf: Geißler, R.: Die Sozialstruktur Deutschlands,
Bonn 2002, S. 333-364.)
Nach der vierjährigen Grundschule verzweigen
sich die Laufbahnen der Schüler hauptsächlich in drei Schulformen:
1. der Hauptschule, die nach dem zehnten Schuljahr abschließt
und an die sich idealer Weise eine Berufsausbildung einschließlich
des Besuchs einer Berufsschule anschließt - diese spezifische
Form der Ausbildung wird auch duales System genannt, da vier Tage
im jeweiligen Betrieb ausgebildet wird und ein Tag in der jeweiligen
Berufsschule; ca. ein Viertel der deutschen Schüler entscheiden
sich für diesen Weg;
2. den verschiedenen Formen der Realschulen, die gewöhnlich ebenfalls
nach dem zehnten Schuljahr abgeschlossen werden, um dann in eine
Berufsausbildung im dualen System zu münden; mittlerweile haben
sich in den sechzehn Bundesländern allerdings verschiedene Mischformen
zwischen der Haupt-, Realschulen und den noch zu nennenden Gymnasien
heraus gebildet, in denen z.B. ein einheitlicher mittlerer Abschluss
oder sogar das Abitur zu erreichen ist; fasst man diese mittleren
Schulformen zu einer zusammen, so entscheiden sich etwa 40% der
Schüler für diesen Weg;
3. dem Gymnasium, welches nach dem dreizehnten Schuljahr mit dem
Abitur - der gewöhnlich nicht fachgebundenen Eintrittserlaubnis
für Hochschulen - abschließt; aufgrund der gestiegenen Anforderungen
in der Arbeitswelt ist es allerdings durchaus nicht mehr ungewöhnlich,
dass Abiturienten eine Lehre beginnen; das Gymnasium wird von
ca. 30% der Schüler gewählt. (weiter
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